Anträge richtig formulieren - Ein kleiner Leitfaden

Von der Projektidee zur Finanzierung

Bleistift und AnspitzerWie ein Förderantrag aussieht und wie umfangreich er sein soll, ist vor allem davon abhängig, wo man Geld für ein Projekt beantragt. Dennoch gibt es wesentliche Punkte, die jeder Förderantrag enthalten sollte. Ungeachtet der Frage, wieviel Geld am Ende dabei herumkommen soll, ist es ratsam sich die Förderkriterien des_der Geldgeber_in (z.B. eines Ministeriums oder eine Stiftung) aufmerksam anzuschauen. Sowohl Ministerien als auch Stiftungen oder Förderfonds sind darum bemüht möglichst zielgerichtet nach ihren Kriterien zu fördern. Insofern lohnt sich ein Blick auf deren Webseite, um herauszufinden, ob man eine Chance hat für das eigene Projekt dort eine Förderung zu bekommen.

Grundsätzlich gilt bei allen Förderanträgen: wahrheitsgemäße, richtige und vollständige Angaben sind Pflicht.

Die folgende Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Anträge und Antragsformulare sind von Stelle zu Stelle sehr unterschiedlich gestaltet. Folgende inhaltliche Informationen sollte jedoch jeder Antrag enthalten:

1. Vorstellung des_der Antragsteller_in

Fördermittelgeber_innen bearbeiten oft viele verschiedene Anträge von vielen Gruppen und Vereinen. Es ist also ratsam, bevor ihr auf Euer Projekt zu sprechen kommt, eine kurze Vorstellung Eures Verein oder Eurer Gruppe voranzustellen. (Gründungsjahr, Anzahl der Mitglieder, Sitz oder Wirkungsort Eurer Gruppe/Verein, Ziele Eurer Arbeit, Mitgliedschaften in Verbänden, Gremien oder Netzwerken, Gemeinnützigkeit etc.)

2. Ziel des beantragten Projektes

Beschreibt möglichst treffend das Ziel Eures Projektes und wie ihr dort hingelangen wollt. Das heißt, ihr solltet beschreiben, welche Methoden ihr einsetzt, wie die gemeinsame Arbeit umgesetzt werden soll. Welche Mittel zur Erreichung des Projektziels bereits vorhanden sind, welche ihr mittels der beantragten Geldsumme beschaffen wollt, wie die Beteiligung der Zielgruppe an der Umsetzung erfolgt und wie eine Auswertung der Projektarbeit durchgeführt wird. Es muß sich für jemanden, der absolut keine Ahnung hat, ein klares Bild Eures Projektes ergeben. Vermeidet Füll- und Schachtelsätze. Formuliert möglichst klare Aussagen. Ziele sollten falls möglich meßbar sein. Achtet also darauf, daß Eure Zielformulierung am Ende auch gemessen werden kann um zu entscheiden, ob das Projekt erfolgreich war oder nicht. Setzt Euch erreichbare Ziele, die nicht überfordern. Geht auf Risiken ein. (Dies ist insbesondere bei Pilotprojekten, zu denen es noch keine Erfahrungswerte gibt wichtig). Stellt vor allem den kurz-, mittel- und langfristigen Nutzen (gesellschaftlich, politisch, kulturell, rechtlich oder in anderer Form) Eures Projektes heraus.

Kurz: Liefert schlagende Argumente für die finanzielle Unterstützung Eures Projektes.

3. Zielgruppen Eures Projektes

An wen richtet sich Euer Projekt in erster Linie? Ihr solltet hier nach der primären und sekundären Zielgruppe unterscheiden. Am Beispiel eines geplanten CSDs: 

Primäre Zielgruppe stellen hier die LSBT-Menschen dar, die im Rahmen einer politischen Demonstration für Gleichberechtigung demonstrieren. 

Sekundäre Zielgruppe stellt die Bevölkerung dar, die Zeuge der Demonstration wird und durch politische Losungen, Motto der Demo, Lautsprecherdurchsagen und verteilte Flyer zum Nachdenken und Diskutieren angeregt werden soll.

4. Projektzeitraum

Die allermeisten Förderungen werden für Projekte mit klar definiertem Anfang und Ende vergeben. Dies ist bei einem CSD oder der Produktion eines Flyer recht klar zu benennen. Bei Projekten, die längerfristig angelegt sind, wirdes mitunter schwieriger. Hier macht es eher Sinn den Zeitraum der Einführungsphase eines neuen Projektes zu benennen. Bitte beachtet, daß Förderungen i.d.R. an das Kalenderjahr gebunden sind, also der Projektzeitraum nicht über den Jahreswechsel hinausgehen sollte.

5. Projektumsetzung

Beschreibt, wie ihr Euer Projekt verwirklichen wollt. Für größere Projekte, wie z.B. einen CSD könnt Ihr Projektphasen definieren. (z.B. Planungsphase, Durchführungsphase, Nachbereitung/Auswertung). Beschreibt genau, wie Eure zeitliche-organisatorische Planung aussieht und welche inhaltlichen Aspekte und Methoden ihr anwendet.

6. Eigenleistungen

Projektförderungen werden in der Regel als Fehlbedarf finanziert. Der_Die Fördermittelgeber_in geht also davon aus, daß Euer Projekt mehr Geld kostet, als ihr aus eigener Kraft aufbringen könnt. Er_Sie finanziert  den Teil der Kosten, der zwischen Eurem Anteil und den tatsächlichen Kosten liegt. Da in der Regel bei rein ehrenamtlichen Projekten nur wenig oder gar kein Geld vorhanden ist, solltet ihr vor allem die übrigen Leistungen, die ihr selbst zur Projektverwirklichung einbringt benennen. Z.B. Euer ehrenamtliches Engagement, oder die Nutzung privater PKW, Unterstützungen durch andere örtliche Gruppen und Vereine oder Eure Gemeinde/Stadt.

7. Finanzierungsplan

Analysiert Eure Projektplanung nach allen Planungspunkten, die Kosten mit sich bringen. Dazu könnt Ihr einen Projektplan erstellen (z.B. nach den unter 5. beschriebenen Umsetzungsphasen). Gliedert Euren Finanzierungsplan nach Personalkosten und Sachkosten.

Personalkosten umfassen i.d.R. Honorare, z.B. für Referent_innen, Künstler_innen oder Expert_innen etc., oder Gehälter, Sozialversicherungsbeiträge, Beiträge zur Berufsgenossenschaft, Lohnsteuer und dgl.

Sachkosten umfassen alle sächlichen Projektkosten, z.B. Mieten, Genehmigungsgebühren, Druckkosten, Beschaffungen, Versicherungen, Homepagekosten und dgl.

Wollt Ihr aus einer Förderung größere Anschaffungen finanzieren (z.B. Computer, Beamer, Software, Musikanlage etc.), solltet Ihr mind. drei Kostenvoranschläge zusammen mit dem Antrag einreichen.

Grundsätzlich gilt: Kalkuliert pessimistisch. D.h. ihr solltet die Kosten vorsorglich so berechnen, daß ihr auf Preissprünge und Kostensteigerungen reagieren könnt. Nicht verbrauchte Mittel zurückzugeben ist in jedem Falle einfacher, als nicht vorhandene Mittel aufzutreiben, weil Eure Kalkulation zu knapp war. 

Das gleichegilt für die Planung der Einnahmen. Setzt die Einnahmen (also Eure Eigenmittel), die Ihr außer der Förderung einsetzen wollt, ebenfalls bedacht an. Gebt das an, was ihr im Zweifel auch wirklich aufbringen könnt.

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